Münster, den 21. März 2009
Im Rahmen des Münsteraner Konvents "der dritte Pädagoge" hat JAS am 21. März mit großer Resonanz einen Workshop angeboten. Im Mittelpunkt dieses Workshops stand die "atmosphärische Untersuchung" der Wartburg Grundschule in Münster.
In der Wartburg-Grundschule Münster versammelt sich zum Frühlingsanfang die Intelligenz der Praxis. Mehr als 400 Pädagogen, Architekten, Künstler, Kommunalpolitiker, Eltern und andere Akteure diskutieren vom 20. -22. März 2009 über den „dritten Pädagogen - den Raum“ und wie man die Chancen, die das geplante Konjunkturprogramm II mit sich bringt, für einen pädagogischen Umbau nutzbar machen kann. Hierfür wurde am Ende des Konvents das „Münsteraner Manifest“ verabschiedet.
Neben Vorträgen und Podiumsdiskussionen stellt ein auf vier Blöcke verteiltes Workshop-Angebot am Samstag einen Höhepunkt der Veranstaltung dar. Auch JAS e. V. lud zu einem „Ortstermin - eine atmosphärische Untersuchung der Wartburg-Grundschule“ ein. Jedem Block standen 1 ½ h zur Verfügung.
Ablauf:
Samstag der 21. März 2009, 9.00 Uhr. Ein Frühlingstag, der den Namen auch verdient, ist angebrochen. 13 Frauen und Männer, angefangen von der Studentin für Sonderpädagogik, über Grundschullehrerinnen, Architekten, Künstler und Designer bis hin zur Direktorin der Wartburg-Grundschule, trafen sich zu früher Stunde, um den „Ortstermin“ wahrzunehmen. Die atmosphärische Untersuchung begann mit einer kleinen Vorstellungsrunde. Im Anschluss führten F. Dauber und S. Edelhoff in die Aufgabenstellung ein: Vier Gruppen sollten vier verschiedene Räumlichkeiten untersuchen. Gewählt wurden ein Klassenzimmer, die teilweise von den Kindern gemeinsam mit Künstlern gestalteten Toiletten, ein Teil des Außengeländes und die Turnhalle. Jeder Teilnehmer wurde aufgefordert, beim Betreten des Raumes auf sein erstes, subjektives Empfinden zu achten. Diesem Empfinden sollte nachgespürt werden, um es im zweiten Schritt durch passende Adjektive zu beschreiben und sich die Empfindung bewusst zu machen. Gibt es neben dem subjektiven Empfinden einer Atmosphäre auch ein intersubjektives Empfinden? Diese Frage sollte dann im Gruppenprozess diskutiert werden.
Im Workshopraum wieder angekommen, standen den Gruppen jeweils ein weißes Blatt Tonpapier sowie verschiedenartige Materialien zur Verfügung, um der empfundenen Atmosphäre einen gestalterischen Ausdruck zu geben. Zum Abschluss präsentierte jede Gruppe den anderen Teilnehmern ihre Collage und erläutert dabei den Entstehungsprozess. Der Ablauf der atmosphärischen Untersuchung spiegelt den Ablauf der menschlichen Architektur-Wahrnehmung wieder, die hier kurz skizziert wird:
Wahrnehmung/ Eindrücke
Gefühl/Empfindungsebene = Atmosphäre
Gedanken / Bewusstseinsebene = finden eines Adjektiv
Ausdrücke
Sprache = Austausch, Diskussion, Präsentation /Gestalten = Collage
Im Ergebnis sind vier sehr aussagekräftige Collagen entstanden, sowie eine kleine „Installation“ im Primeltopf („Alles blüht auf“ – ein Statement zum Gesamteindruck von der Schule und ihren Räumen). Die Collagen spiegeln die vielfältige, lebendige Atmosphäre der Schule wider und boten in der Runde einen guten Anlass, sich darüber auszutauschen, was diese Atmosphäre genau ausmacht und wo es vielleicht noch etwas zu verbessern gibt. Die Resonanz der Teilnehmer war durchweg positiv. Einige waren überrascht über ihre eigenen Entdeckungen. Andere wurden angeregt, diese Methode auch mit ihren Schulkindern auszuprobieren.
Zum Abschluss wurden Wünsche für die gelungene Gestaltung von Schulen gesammelt. Schulen sollten:
- als Lebensmittelpunkt für Kinder, LehrerInnen und andere Erwachsene begriffen werden
- offene Räume bieten, die inspirieren und immer wieder neu gestaltet werden wollen
- herausfordernd gestaltet sein: für Kinder, Eltern, LehrerInnen, Schulträger
- leere Flächen und viele Materialien zum „Selber etwas machen“ bieten, sowie Rückzugsmöglichkeiten zum Einigeln und selbst lernen
- Kindern Orientierung bieten, sie in ihren Möglichkeiten herausfordern und ihnen ein „Aufgehoben sein“ in der Vielfalt der Lernangebote vermitteln
- so gestaltet sein, dass sich jeder darin wieder findet und zugleich etwas verändern darf
- den guten Geist der Schule wiedergeben
- Ausstrahlen, das es dort Menschen gibt, denen man vertrauen kann
- Raum und Möglichkeiten zum Mitgestalten bieten
- Lebensraum sein, wohnlich und veränderlich
- Spiel-Lern-Räume bieten
- für jedes Kind ausstrahlen: Egal, wie ich bin – hier bin ich richtig!
Zeitraum:
Workshop am 21. März
TeilnehmerInnen:
14 Erwachsene aus unterschiedlichen Disziplinen
Konzeption und Durchführung:
Frederik Dauber und Silke Edelhoff